Chinesische Tusche

Die chinesische Pinselmalerei ist traditionell mit Poesie und Harmonie verbunden. Mir gefällt das meditative Schleifen der Tinte, bevor ein Gemälde gemalt werden kann. Der aus Ruß hergestellte, nach Sandelholz oder Kiefer riechende Tintenstock wird dabei über dem Tintenstein aus Schiefer gerieben. Auf einen Teelöffel Wasser kommen auf diese Weise mehrere Hunderte von Umdrehungen. Es ist ein zeitaufwendiger, doch entspannender Vorgang. Er ist zudem wichtig, um sowohl die Hand als auch den Geist auf das Bild vorzubereiten und die Energie dafür zu sammeln.

Die Besonderheit der chinesischen Tusche liegt in ihrer Durchsichtigkeit und Lichtdurchlässigkeit. Doch beim Malen ist höchste Vorsicht geboten, denn jeder Farbauftrag, jeder Fleck bleibt sichtbar. So kann der Malprozess, wie schon das Schleifen, sehr langwährend sein.

Die Tinte ermöglicht feine graduelle Abstufungen zwischen dem hellsten Grau und dem tiefsten Schwarz. Keine andere Farbe hat den gleichen reichen Effekt. Sie lässt präzises Arbeiten zu, aber auch Nass-in-Nass-Techniken. Neben Schwarzweiß, zeigt sie auch Farbe. Rote, gelbe und blaue Tinte wird in der traditionellen Landschaftsmalerei sparsam und leicht aufgetragen. Westlich geprägt benutze ich sie jedoch auch kräftig.

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